Es ist ein außergewöhnliches Jubiläum in einer der beliebtesten Ruhrpottkneipen von ganz Essen. Seit 90 Jahren ist das „Fünf-Mädelhaus“ im Hugenkamp in Essen-Stoppenberg fest in Händen der Familie Hertzler. „So viel Kontinuität ist in der Gastronomie wirklich selten und beweist gleichzeitig, mit wie viel Kompetenz und Herzblut dieser Familienbetrieb geführt wird“, lobt Dr. Thomas Stauder. Der Chef der gleichnamigen Brauerei, seit vielen Jahrzehnten Bierpartner im „Fünf-Mädelhaus“, ließ es sich nicht nehmen, Wirtin Edith Hertzler persönlich mit einer Urkunde und einem Blumenstrauß zu diesem Jubiläum zu gratulieren.
Zum Start 1930 hieß das „Fünf-Mädelhaus“ zunächst noch „Stern-Eck“. Großvater Heinrich hatte das Erdgeschoss seines Elternhauses zu einer urigen Gaststätte umgebaut. In kurzer Zeit entwickelte sich das „Stern Eck“ zu einem beliebten Treffpunkt. Die Kumpel der nahe gelegenen Zeche Zollverein brachten reichlich Durst mit. „Der Bezug zum Bergbau war immer da. Meine Eltern haben neben der eigenen Kneipe auch 20 Jahre lang auf Zollverein die Kantine gemacht“, erinnert sich Edith Hertzler.
Der Namenswechsel erfolgte dann aufgrund einer verlorenen Wette. Nachdem Sohn Heinrich zum dritten Mal Vater einer Tochter geworden war, firmierte seine Kneipe fortan unter „Drei-Mädelhaus“. Der Wunsch nach einem Sohn war groß, es kamen zwei weitere Töchter. Die Konsequenz: „Aus dem Drei-Mädelhaus“ wurde 1968 schließlich das „Fünf-Mädelhaus“. Und wie es sich für einen echten Familienbetrieb gehört, arbeiteten alle fünf Töchter im Unternehmen der Eltern fleißig mit.
Während ihre Schwestern ihre berufliche Zukunft dann aber doch abseits der Gastronomie sahen, trat Edith Hertzler in die Fußstapfen ihrer Eltern und führt die Gaststätte seit mittlerweile 23 Jahren mit großem Erfolg. Ihr Vorteil: Die Sogwirkung des Weltkulturerbes Zollverein auf Touristen von nah bis fern. „Ohne Zollverein hätte ich es deutlich schwerer“, gibt die Wirtin offen zu. „Viele unserer Gäste sind tatsächlich Zollverein-Besucher, die zum Abschluss noch eine echte Ruhrpottkneipe besuchen möchte.
Und Ruhrgebietsflair bekommen die Gäste im „Fünf-Mädelhaus“ zu Genüge. Neben jede Menge Devotionalien und Erinnerungsstücken an die Bergbau-Zeit sorgt auch die Speisekarte für Lokalkolorit: So gibt es „Schaschlik im Strukturwandel“, das legendäre schwarze Kohlebrot und am Wochenende ein zünftiges Bergmanns-Buffet. Ein frisch gezapftes Stauder Pils gehört immer dazu. „Das Fünf-Mädelhaus hat ein klares und vor allem sehr individuelles Konzept“, findet Dr. Thomas Stauder, „für mich zählt die Gaststätte ganz klar zu den gastronomischen Highlights im Umfeld von Zollverein.“